Einmal tief durchatmen und die Sorgen hinter sich lassen – wo funktioniert das besser als draußen in der Natur, weit weg von den alltäglichen Pflichten? Falls ein Abstecher in den Stadtpark nebenan nicht mehr ausreicht und du etwas Zeit hast, bist du auf Sardinien bestens aufgehoben.
Sardinien ist ein Wunder der Natur und überrascht uns immer wieder mit einzigartigen Landschaften und spektakulären Naturschauspielen. In diesem Artikel zeigen wir dir, an welchen Orten der Insel du die Schönheit der Natur am besten einfangen kannst.
Sardinien – ist das Wunder der Natur in Gefahr?
Es gibt sie noch: die paradiesischen Orte auf unserer Erde, die uns in ihre artenreiche Welt entführen und besonders die Naturfreunde unter uns nicht mehr so schnell loslassen.
Sardinien ist ein solches Fleckchen Erde und zieht uns immer wieder von Neuem in seinen Bann – besonders die eindrucksvolle Natur hat es uns angetan. Hier sind die Wiesen ein irgendwie bisschen grüner, das Meer klarer und die Gebirge schroffer. Hier ist die Welt noch in Ordnung, glaubten wir. Doch leider mussten wir uns eines Besseren belehren lassen.
Die Natur Sardiniens ist in Gefahr. Schon seit Langem hat das Land mit Ausbeutung von Bodenschätzen und Abholzen der Wälder zu kämpfen. Ein rücksichtsloser Umgang mit dem größten Schatz, den unsere Welt zu bieten hat: der Natur. Waldbrände, Kahlfraß und Wasserknappheit gaben der sardischen Landschaft schließlich den Rest und machten aus vielen Gebieten eine trockene Steppe. Nach dieser schlechten Nachricht folgen die guten: Die sardische Regierung forstet auf und ernennt gefährdete Gebiete zu Naturschutzgebieten mit günstigen Lebensbedingungen für gefährdete Tiere und seltene Pflanzen. Allmählich erholen sich die Bestände und ein Ausflug in diese Gebiete wird zu einem Genuss für Naturliebhaber, Wanderer und Ruhesuchende.
Eigentlich ist Sardinien an sich ja schon ein riesiger Naturpark, doch wir möchten dich nach diesem kleinen Exkurs trotzdem in die zehn schönsten Natur- und Nationalparks der Insel entführen.
Golfo di Orosei
Der Golf von Orosei ist eine 40 Kilometer lange Einbuchtung an der Ostküste Sardiniens. Das Bild ist geprägt von den hohen Hängen des Supramontes und du wirst das Gefühl haben, dass seine steilen Kalksteinfelsen senkrecht aus dem Wasser ragen. Umgeben von gewaltigen Felsschluchten bilden die sandigen Buchten einen harmonischen Kontrast. Während Sonnenanbeter in den winzigen Badebuchten entspannen, unternehmen Aktivurlauber anspruchsvolle Wanderungen durch die schroffe Felslandschaft, deren Startpunkte jedoch zum Großteil mit dem Boot angesteuert werden müssen. Adrenalinjunkies klettern an den wilden Steilwänden entlang und genießen die spektakuläre Aussicht.
Ausflugsziele entlang des „Golfo di Orosei“:
Cala Gonone: Ferienort und Hotspot für Sportkletterer
Grotta del Blue Marino: eine geheimnisvolle Grotte
Grotte del Fico: eine unterirdische Attraktion
Cala di Luna: schöne, sichelförmige Badebucht
Dorgali: ein verschlafenes Dörfchen
Oasi Monte Arcosu
Im Südwesten der Insel findest du, das vom World Wide Fund for Nature (WWF) eingerichtete Naturschutzgebiet „Monte Arcosu“. Hier erwartet dich noch unberührte Natur – vielleicht sogar die unberührteste, die Sardinien zu bieten hat. Tierliebhaber sollten hier bloß das Fernglas parat halten, denn zwischen den Bergen und Wäldern der Region tummeln sich nicht nur Marder, Wildschweine, Goldadler und Wildkatzen, sondern auch der vom Aussterben bedrohte Cervo Sardo, der sardische Hirsch. Mit etwas Glück bekommst du ihn zu Gesicht und falls du nicht auf eigene Faust losstiefeln willst, werden in Monte Arcosu auch Touren angeboten, bei denen du den scheuen Wildtieren garantiert ein Stückchen näherkommst.
Costa Verde
Weiße Sanddünen, soweit das Auge reicht – an dem Küstenabschnitt „Costa Verde“ wird Sardinien ihrem Spitznamen „Karibik von Europa“ mehr als gerecht. Inmitten bizarr gewachsener Pinien- und Wacholderbäume erstrahlt der puderzuckerfeine Sandstrand wie auf einer Postkarte. Doch auch in diesem Gebiet im Süden der Insel ist das Ökosystem empfindlich und der schöne Schein hat immer auch seine Schattenseiten. Meeresschildkröten legen hier ihre Eier und auch der sardische Hirsch lässt sich zwischen den dichten Baumwipfeln hin und wieder blicken. So solltest du einige Gebiete rund um die Costa Verde lieber mit erfahrenen Rangern erkunden.
Monte Arci
Eine mystische Aura versprüht das erloschene Vulkanmassiv Monte Arci, das sich mit 812 Metern im Westen Sardiniens erhebt. Während an diesem Ort früher das „schwarze Gold“ Obsidian gesucht wurde, haben sich heute vor allem Füchse, Vögel und Steineichen hier angesiedelt. Falls du eine ausgiebige Wanderung planst und den Artenreichtum der dichten Wälder hautnah erkunden willst, ist das Gebiet der perfekte Ort für dich. Für die kleine Abkühlung zwischendurch sorgen kühle Bäche und vielleicht entdeckst du unterwegs ja sogar noch etwas von dem vulkanischen Gesteinsglas Obsidian.
Giara di Gesturi
Pittoresk geformte Felsbrocken, umgeben von Korkeichen und üppig gewachsener Macchia – in der Basalthochfläche Giara di Gesturi wirst du dich fühlen, wie in einem dichten Urwald. Unweit vom Monte Arci wachsen auf dem vulkanischen Boden nicht nur exotische Pflanzenarten, auch die seltenen sardischen Wildpferde galoppieren hier herum. Doch ganz so wild sind die scheuen Tiere gar nicht, denn die Pferde haben Besitzer, welche jedoch nur einmal jährlich alle Jungtiere zählen und brandmarken.
Lago di Baratz
Er ist der einzige natürliche Süßwassersee Sardiniens und besticht mit seinem idyllischen Charme. Einst Teil der Meeresbucht ist er heute ein sanftes Feuchtbiotop, welches Heimatort kunterbunter Libellen ist. Lass die Seele baumeln, vergiss deinen Alltagsstress und beobachte die Flugkünste der eindrucksvollen Insekten.
Die Insel Asinara
Die „Isola dell`Asinara“ wird auch scherzhaft als das „Alcatraz Sardiniens“ bezeichnet. Die einstige Gefängnisinsel im Norden der Insel liegt mitten im Meer und ist damit zu einer ganz besonderen Touristenattraktion geworden. Da die Insel mit der Schließung des Gefängnisses zum Nationalpark ernannt wurde, dürfen täglich nur 300 Personen auf die „Isola Dell`Asinara“. Melde dich also unbedingt rechtzeitig an, wenn du zu ihnen gehören willst. Das tierische Highlight der Insel: die Asini Bianchi, weiße Esel, die zwar ihrem störrischen Ruf gerecht werden, aber unheimlich schön anzusehen und nur auf dieser Insel Sardiniens zu finden sind.
Maddalena Archipel
Von den Einheimischen wird sie „Insel vor der Insel“ genannt, da die äußere Spitze Sardiniens einst mit Korsika verbunden war. Wenn du die rauen untergegangenen Felsen bewunderst, deren Spitzen noch aus dem Mittelmeer ragen, lässt sich diese Verbindung noch grob erahnen.
Das Maddalena Archipel besteht aus größeren sieben Inseln und mehr als 50 kleinen Inselchen, welche sich unter Naturschutz befinden. Mit öffentlichem Fährverkehr oder der Erlaubnis, die Inseln mit dem Auto zu erkunden, kannst du hier daher nur bedingt rechnen. Befahrbar sind nur die Inseln Caprera und Maddalena und auch der berühmte rosa Strand Spaggia Rosa ist nicht mehr zugänglich, da tausende Touristen den Korallensand kiloweise davontrugen. Trotzdem findest du im Maddalena Archipel noch menschenleere Buchten und einsame Inseln, die du mit dem Boot besuchen kannst.
Monte dei Sette Fratelli
Ein Bergmassiv in der Nähe von Cagliari, bestehend aus sieben spitzen Gipfeln, die „sieben Brüder“, welche keine Wünsche für Wanderfreunde und Kletterer offenlassen. Der höchste der Gipfel, der Punta Sa Ceraxa lockt mit über 1000 Meter Höhe auf seine Spitze. Auf deinem Weg werden dir nicht nur plätschernde Bäche, kleine Bergseen und idyllische Rastplätze begegnen, sondern auch zahlreiche seltene Pflanzenarten. Mit etwas Glück siehst du sogar den sardischen Hirsch durch das Erdbeer- und Macchiagebüsch springen.
Oasi Biderosa
Im Naturreservat Biderosa erwarten dich saftig grüne Wälder und endlos weite Sandstrände, die zum Träumen, Baden und Verweilen einladen. Hier kommen Wanderer, Mountainbiker aber auch alle, die sich vom hektischen Alltagsstress erholen wollen, auf ihre Kosten. Zum Schutz der Landschaft wird am Tag nur eine begrenzte Anzahl von Fahrzeugen (Pkw, Motorrad) zugelassen.
Fazit: Urlaub und Naturschutz im Einklang
Ob weißer Sandstrand mit türkisblauem Meer oder waldige Landschaft mit schroffen Klippen und Gebirgsketten – es ist ganz gleich, welche Orte auf Sardinien du dir auch immer als deinen lauschigen Lieblingsplatz erklärst – es wird paradiesisch. Doch schau diese Bilderbuchlandschaft nicht immer nur durch die rosarote Urlaubsbrille an, sondern bedenke auch, dass Umwelt- und Naturschutz einen riesigen Stellenwert auf der Insel einnehmen – und zwar aus dringender Notwendigkeit.
Und so kannst auch du einen Teil zum Schutz der Natur beitragen, der darin besteht, nicht immer nur das Mietauto zu nehmen, sondern die Gegend auch einmal zu Fuß zu erkunden – jedoch nur auf beschilderten Wegen. Außerdem solltest du stets deinen Müll entsorgen und bloß keine Muscheln oder Sand als Souvenirs mitzunehmen. So können wir auf Sardinien nicht nur den Alltagsstress hinter uns lassen, sondern hoffentlich auch bald den rücksichtlosen Umgang mit der Natur.
„Was wir heute tun, entscheidet darüber, wie die Welt morgen aussieht“
Welcher Naturpark gefällt dir auf Sardinien am besten? Berichte uns doch gern von deinen Erfahrungen und lass unsere Leser daran teilhaben.